Corona – Mensch

Corona – Mensch

Kann eine vermeintliche Krise eine Chance sein?

Der Lockdown und die darauf folgende Zeit hat dafür gesorgt, dass wir alle mit etwas konfrontiert wurden was in den letzten Jahrzehnten immer mehr ins Vergessen geraten ist. Mit uns selbst, mit unserem Menschsein. Unsere vermeintlich zivilisierte und technologisch hoch entwickelte Gesellschaft hat mir eines gezeigt. Wir leben überwiegend im Außen. Die Karriere, das nächste Auto, das neueste Smartphone oder der nächste Urlaub. Die Liste könnte sehr lang werden. Und auf einmal steht alles still. Und da sitzen wir dann und werden vehement mit uns selbst konfrontiert. Vielleicht kommt auch wieder zum Vorschein, dass wir Menschen sind, mit Gefühlen, mit Wünschen und da gibt es etwas in uns das man HERZ nennt. Da drin ist, zumindest bei den meisten Menschen, das Sehnen nach Frieden, nach Respekt und Achtung und vielleicht auch nach Liebe. Und, gerade jetzt in diesen unruhigen Zeiten, vielleicht auch der Wunsch nach Wahrheit.  

Die Coronakrise hat aber, in meiner subjektiven Wahrnehmung, auch eine positive Seite. Im täglichen Miteinander habe ich bemerkt, dass da ein liebevollerer, mit Respekt und Achtung verbundenerer Umgang entstanden ist. Gleichzeitig herrscht große Unsicherheit. Was ich in Gesprächen mit meinen Mitmenschen nicht finde ist Angst. Dies ist die Angst die mir durch die Medien und unsere Politiker tagtäglich suggeriert wird. Die meisten scheinen ihr Leben zu leben in der Hoffnung, dass die da Oben wissen was sie tun. Allerdings sind unsere politischen Entscheider Menschen wie Du und ich. Sind diese Entscheider durch ihr politisches Amt Wissende, Experten? Wissen sie tatsächlich was sie tun?

Wir haben als Gesellschaft zugelassen, das Systeme entstanden sind die uns unsere Verantwortung für uns selbst abnehmen sollen. Man könnte auch sagen: „ Lebst Du noch oder wirst Du gelebt.“ Die Politik und die Wissenschaft zeigen es momentan sehr deutlich. Vielleicht ist  Corona auch ein Spiegel unserer Gesellschaft. Du musst dich um nichts kümmern, wir regeln das. Allerdings vermisse ich hier die kritische Auseinandersetzung. Mir ist aufgefallen, dass in den klassischen Mainstreammedien so gut wie keine, jedoch durchaus vorhandenen, Meinungen als die des politischen Establishments und einiger weniger Wissenschaftler zu finden sind. Da frage ich mich wie kann das sein? Wo ist der Diskurs?

Wieso ist jeder der Fragen stellt, der kritisch ist, ein Linker, ein Rechter, ein Verschwörungstheoretiker oder wie auch immer solche Menschen bezeichnet werden? In meinem Beruf als Handwerksmeister habe ich verstanden, dass ich trotz meiner langen Berufserfahrung nicht allwissend bin und auch nicht die Wahrheit gepachtet habe. Und, eine der wichtigsten Erkenntnisse für mich ist, ich bin nicht auf dieser Welt um anderen Menschen ihre Eigenverantwortung abzunehmen. Die besten Ergebnisse habe ich immer erzielt durch eine gelebte Kommunikation, durch, wenn nötig, eine fachliche Ausein-andersetzung und durch Konsens wenn alle Meinungen gehört wurden. Dazu gehört viel Selbstre-flektion und manchmal auch der Mut eigene Meinungen über Bord zu werfen. Auf beiden Seiten.

Ich wünsche mir einen sachlichen Diskurs der alle Standpunkte einfließen lässt. Wenn das geschieht, dann ist die Coronakrise mit Sicherheit eine Chance. Weil wir dann als Menschen die Chance haben die richtigen Lösungen zu finden und wieder lernen können miteinander zu leben. Friedvoll, mit Respekt, Achtsamkeit, gelebter Eigenverantwortung und gerne mit lebhaften Diskussionen.